Schlechte Nachrichten, gute Nachrichten – Unsere Einrichtungen im Januar 2023
Fast täglich ist Afghanistan in den Schlagzeilen unserer Medien. Und selten sind es hoffnungsvolle Schlagzeilen, Meldungen und Berichte. Und doch gibt es kleine Lichtblicke.
Zum neuen Jahr und nach vielen Monaten der Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan liegt das Land am Boden. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht in den Nachrichten von diesem Land hören, dessen Wirtschaft kollabiert ist und dessen Menschen weder Arbeit haben noch an ihr Erspartes kommen. Wir hatten anfangs viel Hoffnung, dass es diesmal anders würde, dass die Taliban einen gemäßigten Kurs einschlagen würden. Es ist anders gekommen, wir müssen uns damit arrangieren und wollen weiterhin für die Menschen da sein, die medizinische Hilfe brauchen.
Wir werden gebraucht
Unsere berufsvorbereitende Mädchenschule mussten wir leider Ende Dezember nach Weisung der Taliban schließen. Schon vorher hatten viele Mädchen Angst, zur Schule zu kommen, sie hatten Angst vor Sanktionen. Die Lehrerinnen können zum Glück in unseren beiden Kliniken in Deh Sabz und Dogh Abad weiterarbeiten. Denn zum einen haben die Taliban das Berufsverbot für Frauen im Gesundheitsbereich zurückgenommen, und zum anderen brauchen wir in den Kliniken derzeit jede helfende Hand. Denn auch das öffentliche Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch. In unseren beiden Kliniken dagegen findet die durchgehend sehr arme Bevölkerung eine Grundversorgung für sehr wenig Geld. Pro Klinik und pro Woche schaffen wir es, 1.000 Patienten zu helfen. Unsere Kliniken werden stärker frequentiert denn je. Im Augenblick sind wir extrem wichtig, um die notleidenden Menschen medizinisch zu versorgen. Denn sie wissen nicht, wo sie sonst hingehen sollten.
Unterernährte Kinder – Kooperation mit UNESCO
Die Menschen in Afghanistan leiden Hunger. Immer mehr unterernährte Kinder werden zu uns in die Kliniken gebracht. Sie brauchen dringend Hilfe. Wir sind daher zu einer Station geworden, in der Hilfspakte für diese Kinder ausgegeben werden können. Bei uns werden die Kinder untersucht, und sie bekommen spezielle Nahrungsmittelpakete mit eiweißhaltiger Kost und mit Nahrung, die sie in ihrem Zustand auch vertragen. Allein drei Fachkräfte sind täglich damit beschäftigt, den Notleidenden die von der UNESCO bereitgestellten Hilfspakte auszugeben. Wir rechnen damit, dass in den nächsten Wochen und Monaten noch viel mehr Menschen mit unterernährten Kindern zu uns kommen werden, und wir sind froh, helfen zu können. Derzeit hat das Land weltweit die zweithöchste Kindersterblichkeit.
Neues Klinikprojekt
Derzeit planen wir den Aufbau eines dritten Klinik-Standortes, weil die Nachfrage extrem ist. Wir überlegen, in ein Gebiet zu gehen, in dem die Not besonders groß ist. Im April wird unser Kontaktmann Ayub Osmani wieder vor Ort sein und einen Standort und ein geeignetes Gebäude ausfindig machen. Und natürlich gibt es Hoffnung, auch die Mädchenschule wieder öffnen zu können: „Wir sind in einer schwierigen Situation“, so Naim Ziayee, Vorsitzender unseres Vereins. „Aber wir hoffen, dass der internationale Druck dazu führt, dass die Taliban ihre Strategie ändern.“